Mein Bauhaus - 100 Architekten zum 100. Geburtstag

Mein Bauhaus – 100 Architekten zum 100. Geburtstag

Titus Bernhard Architekten in der Sonderausgabe zum 100. Geburtstag eines Mythos.

Eines der ersten Architekturbücher, das ich als Student der TU Braunschweig bewusst wahrnahm, war der Ausstellungskatalog „Revision der Moderne – Postmoderne Architektur“ von Heinrich Klotz, dem Gründungsdirektor des Deutsches Architektur Museum (DAM) in Frankfurt am Main. Zu Beginn meines Studiums 1983 kam ich also zunächst gewissermaßen mit der „reaktionären“ Strömung in Kontakt, bevor ich die Bedeutung des Bauhaus begriff, und ich war mit dieser „Postmoderne“ sogleich kritisch … So begriff ich, dass eine neue Richtung, Kulturelle Epoche oder ein neuer „Stil“ meist die kritische Reaktion auf das Vorausgehende bedeutet: In der Abfolge Romanik, Gotik, Renaissance, Barock, Klassizismus, Moderne und Postmoderne lässt sich das gut nachvollziehen. Während meiner Bürotätigkeit für Richard Meier in New York (1987/88) Machte ich dann auch Bekanntschaft mit der „Neomoderne“ – noch vor meiner Auseinandersetzung mit der Moderne / dem Bauhaus.

Mehr als 30 Jahre nach diesen frühen Prägungen begreife ich das Bauhaus als epochal, kraftvoll, ganzheitlich und ungemein wichtig. Es wurde zur Basis für meine Entwicklung einer eigenen Architektonischen Haltung. Worum es meinem Büro heute geht, ist die Schaffung einer sinnlichen, atmosphärisch reichen und in Bezug auf Materialität, Licht und Farbe vor allem auch kontextuellen Architektur, die sich zunehmend mit Themen der sozialen Verantwortung und weniger mit formalen oder gar formalistischen Merkmalen befasst. Das Bauhaus ist in jeder Hinsicht Ausgangspunkt, Gradmesser und Vordenker dieser Entwicklung. Seine für die damalige Zeit radikale Konsequenz und Grundhaltung sind beeindruckend. Geschichte wird aber stets weitergeschrieben – somit sind alle jüngeren Reaktionen auf das Bauhaus und seine verwandten Strömungen nur folgerichtig.