Nora Broschüre – Material und Authentizität

Interview in der Broschüre von nora

„ Matrial und Authentizität in der Gegenwartsarchitektur“

-Herausgeber Dr. Dietmar Danner – architectsmind

17 Architekten hochkarätiger Architekturbüros wurden zum Thema
„Werkstoffe als prägender Faktor der Architektur“ interviewt
und stellten sich die Frage „Authentizität vs. Fake“?

Auszug aus dem Interview:

Titus Bernhard…

… über das Material-Gedächtnis

Bei Materialien spielt das Unterbewusste eine ganz große Rolle. Es gibt tradierte Erfahrungen der Menschen mit bestimmten Werkstoffen, die mitunter von Generation zu Generation weitergegeben werden. Es geht dabei um Bilder, Atmosphäre, Emotionen und Stimmungen, die man mitnimmt. Bei Holz geht es nicht nur darum, wie es aussieht, sonder auch und ganz besonders, wie es sich anfühlt, seine Haptik, sein Geruch etc. … Es ist zudem ein natürlicher Baustoff der über Jahrtausende in allen Kulturen verwendet wurde, und das spürt man. Diese Dinge sind Werte, die nur natürliche Materialien haben können.

… über die Authentizität

Erst einmal soll jedes Material per se authentisch sein – egal ob das jetzt ein Naturprodukt ist, ob’s Stein, Holz oder Kunststoff ist. Man muss überlegen, welche Wirkung es haben soll, welche Funktion und was damit bezweckt sein soll.

… über die neue Lust am Experimentieren

Wir hatten viele Jahre eine traditionelle, eher klassisch-moderne Entwurfshaltung bewahrt und verfeinert, in etwas so, wie man es sich aus der Lehre der Moderne entwickelt hat: Holz ist echt, und Granit ist echt. Davon haben wir uns entfernt, bzw. wir haben uns geöffnet, gegenüber neuen Ideen und Formen eine andere haltung eingenommen, ohne die Qualität einer Beständigkeit, einer gewissen Zeitlosigkeit aufzugeben. Wir interessieren uns für Neues und spielen nun mit den Möglichkeiten, die uns die Technik bietet. Dazu kommt: neue Sinnlichkeit und Spaß am Experimentieren.

…über die Glaubwürdigkeit der Hersteller

Wir glauben nicht alles, was und die Hersteller erzählen. Da ist vieles Geschäftemacherei, und vieles ist ökologisch nicht sauber und wird nur aus Profitgründen auf den Markt gebracht. Gerade in der Dämmstoffbranche ist das ein Problem. Wärmedämmverbundsysteme auf „Plastikbasis“ wollen wir vermeiden, wo es geht. Insofern ist die Frage natürlich schon berechtigt, ob wir an alles glauben. Nein, tun wir nicht, wir sind schon kritisch. Es gibt eine ästhetische Linie, es gibt aber auch die Notwendigkeit, Materialien ökologisch, nachhaltig und gesundheitlich zu hinterfragen.